Sommer 1012 n.d.E.BilderSo schnell ihn seine Füsse trugen, rannte Jakob durch den dichten Wald. Dornengestrüpp und Äste peitschten seinen ganzen Körper, zerrissen seine Kleidung und zeichneten blutige Striemen. Schweiss rann von seiner Stirn in seine Augen und vernebelte seine Sicht. Seine Lungenflügel brannten, die Adern auf seiner Stirn pochten und er spürte, wie das Blut in seinen Ohren rauschte.
Jakob wagte es nicht, den Kopf auch nur leicht zu drehen, um sich nach seinen Häschern umzusehen. Inständig betete er darum, dass der Waldrand nahe ist und er bald aus diesem verfluchten Wald draussen sei.
Warum nur hatte er nicht auf seine Auftraggeber gehört, die ihn gewarnt hatten, nicht den kürzeren, aber gefährlicheren Weg durch den Wald zu nehmen?
Ein stechender Schmerz bohrte sich durch seinen Brustkorb. Jakob sah an sich herab und erblickte entsetzt den Pfeil, der aus seinem Oberkörper ragte. Blut spuckend sackte er auf seine Knie und fiel vorneüber auf den Waldboden. Der herbe Duft des Waldes mischte sich in seinem Rachen mit dem metallischen Geschmack seines Blutes.
Warum habe ich nicht zugehört, dachte Jakob noch als er seinen letzten Atemzug nahm.
«Guter Schuss, Konrad» lobte der Ritter seinen Gefolgsmann. «Durchsuch ihn.» Konrad drehte den Leichnam zu Seite und zog mit einer fliessenden Bewegung seinen Pfeil aus Jakob’s Brustkorb, bevor er sich daran machte dessen Habseligkeiten an sich zu nehmen.
«Diesen Brief trug er bei sich, mein Herr.» Der Ritter nahm das Schriftstück entgegen, brach das ihm wohlbekannte Siegel mit der aufgehenden Sonne und begann zu lesen. Als er zu Ende gelesen hatte, lachte er vor sich hin und schüttelte seinen Kopf.
«Wir müssen los und Bericht erstatten, es scheint so, als würde Cendara seinen Blick wieder auf die Grenzwacht werfen…»